Atlantisch trocken: die Weinregion Bairrada
An der Küste zwischen Porto und der Stadt Coimbra – berühmt für ihre an Hogwarts erinnernde Universität – liegt das Weinbaugebiet Bairrada. Grün und hügelig ist dieses portugiesische Stück Land, in dem bereits seit über 1000 Jahren Wein angebaut wird.
Die Bairrada ist eine Sub-Region Beiras, recht tief gelegen und stark vom Atlantik geprägt. Bereits die Römer beschäftigten sich mit dem Weinbau südlich von Anadia, doch als Coimbra zum politischen Zentrum des damaligen Königreichs aufstieg, ging es mit der Weinproduktion in der Bairrada erst richtig los.
Die Bairrada – Vom Verruf zum Comeback
Im frühen 18. Jahrhundert erfreuten sich die komplexen, tanninenreichen Rotweine der Bairrada großer Beliebtheit und gelangten massenweise nach Vila Nova de Gaia, der berühmten Stadt gegenüber von Porto direkt an der Mündung des Douro. Von dort aus wurden sie nach Großbritannien exportiert, denn die Briten hegten (und hegen) eine Vorliebe für Portwein. Den vermischten die Erzeuger entweder mit ihrem Bairrada-Wein sie gaben ihren Bairrada gänzlich als Portwein aus.
1756 reichte es der portugiesischen Regierung und so setzte sie dem Gepansche ein Ende. Der damalige Ministerpräsident Portugals, der als starker Mann bekannte Marquis de Pombal, vollzog eine geografische Eingrenzung zum Schutze des Ports. Um den dortigen Winzern eine Lektion zu erteilen wurden die Weinberge der Bairrada im zentralen Westen Portugals gerodet. Von nun an sollte das Land für die Getreideproduktion genutzt werden.
Diese drastische Maßnahme traf die Region hart. Der anschließende Wiederaufbau der Weinbau-Kultur der Bairrada dauerte nicht nur Jahrzehnte, sondern über zwei Jahrhunderte. Denn selbst als die ersten Regiäos Demarcadas (RD) gegründet wurden und später durch den EU-Beitritt zum Qualitätsstatus Denominação de Origem Controlada (DOC) aufstiegen, blieb die Region Bairrada davon ausgenommen.
1979 durfte die Bairrada aus ihrem Wein-Exil zurückkehren und erhielt, dank dem anhaltenden Nachdruck der Weinbauern, den RD-Status. 1990 folgte endlich der begehrte DOC.
Doch das Trauma sitzt tief. Bis heute sind die alteingesessenen Weinfamilien empfindlich gegenüber Einmischungen seitens des Staates. So werden in der Region aus diesem Grund auch häufiger Vinho Regional Beiras produziert, die deutlich weniger Restriktionen unterliegen als die DOC-Weine und den Winzern mehr Freiheiten zugestehen.
Die Beere und die Herstellung
Inzwischen gibt es in der Bairrada rund 20.000 Hektar Rebfläche, wobei sich eine Traube besonders durchgesetzt hat: Baga oder auch Tinto Bairrada beherrscht mit starken 70 Prozent die Weinberge dieses portugiesischen Landstücks.
Wörtlich übersetzt, heißt Baga “Beere”. Die Rebsorte bringt kleine Früchte mit einer sehr dicken Schale hervor, die sich durch einen hohen Gehalt an Tanninen auszeichnen. Keine andere Appellation in Portugal wird so stark von einer Rebsorte beherrscht, wie die DOC Bairrada von der Baga-Traube.
Dabei ist es ein Wunder, dass ausgerechnet die launische Baga sich nach der Reblauskatastrophe durchgesetzt hat. Denn Feuchtigkeit mag diese Traube ganz und gar nicht und die atlantische Region war zumindest früher doch sehr von Nässe durchzogen.
Wer hier einen guten Wein produzieren wollte, musste starke Nerven haben und auf einen trockenen Herbst hoffen. Denn bis die Trauben die nötige phenolische Reife aufweisen, dauert es und so musste die Lese sehr lange nach hinten in den Spätherbst verschoben werden.
Nur die wenigsten Winzer in der Bairrada hatten genug Mut und Vertrauen und so produzierten sie eine lange Zeit zu früh geerntete, sehr harte Weine, die dem Ruf der Baga keinen Gefallen taten.
Dabei hat die Baga-Traube sehr viel Potenzial und ist in der Lage, vollmundige, aromatische Weine mit üppigen Tanninen und einer stabilen Säure hervorzubringen.
Junge Baga-Rotweine duften intensiv nach Waldbeeren, sind jedoch meist recht verschlossen. Reife Varianten dagegen sind komplex und voller Struktur. Erst nach 10 bis 15 Jahren entwickeln Baga-Weine die nötige Reife. Dann zeigen sie sehr vielseitige Aromen von Schattenmorellen, Dörrpflaumen sowie Teer, Eukalyptus und Pinien.
Atlantik, Boden und der Klimawandel
Rote DOC-Weine der Bairrada dürfen mit anderen Weinen verschnitten werden, sofern sie einen Mindestanteil von 70 Prozent der Rebsorte Baga enthalten. Zum Verschneiden wird vor allem die Sorte Touriga Nacional verwendet, jüngst aber auch gern die französischen Rebsorten Cabernet Sauvignon und Merlot, die sich durch ihre Atlantiknähe sehr harmonisch zur Baga verhalten.
Der Boden der Küstenregion ist ein lehmiger und kalkiger Tonboden (barro = Ton) der tendenziell leicht abfällt. Die Flüsse Vouga im Norden und Mondego im Süden sowie die Gebirge Serra do Caramulo und Serra do Buçaco im Osten sind die natürlichen Grenzen der DOC Bairrada.
Fast das gesamte Bairrada-Gebiet wurde durch das atlantische Klima geformt. Doch der Klimawandel macht sich bemerkbar: Während früher die Zeit ohne Niederschläge nur von sehr kurzer Dauer war und die Winzer zu kämpfen hatten, um ihre Ernte heil durchzubringen, hat der Regen in den letzten Jahren stark abgenommen. Das macht sich auch in den überaus guten Jahrgängen bemerkbar, die nun häufiger auftreten als jemals zuvor.
Die traditionelle Herstellung der Rotweine der Bairrada schreibt die Gärung ohne Abbeeren vor. Das bedeutet, die Trauben werden nicht von den Traubenstielen entfernt, sondern samt Holz vergoren.
Diese Prozedur bringt sehr kräftige und tanninreiche Rotweine hervor, die ein gewisses Alter erreichen müssen, bevor sie genießbar werden. Dabei geht leider oft die Qualität der Frucht verloren, die bei der langen Reifezeit verblasst noch bevor sie trinkbar wird.
Diese Tatsache treibt inzwischen viele Winzer dazu, ihre Trauben doch abzubeeren und somit Weine zu produzieren, die wesentlich früher genießbar werden und ein schönes fruchtiges Aroma aufweisen.
Zu den besten roten Bairradas zählen Weine eines höheren Alters, die fein und leicht sind, doch gleichzeitig eine schöne Komplexität beibehalten. Diese Weine zählen zu den besten Rotweinen des Landes.
Die Weißen und die Prickelnden
Die Weißweine der Bairrada werden vor allem aus zwei Rebsorten hergestellt, die die Weingebiete dominieren: die Trauben Bical und die Sorte mit dem schönen klangvollen Namen “Maria Gomes”, auch unter Fernão Pires bekannt.
Bical-Weine zeichnen sich durch eine reife gelbe Frucht aus, versprühen eine Aromatik von tropischen Früchten lassen sich gut gereift noch besser genießen.
Maria Gomes-Weine sind leichter und wohlschmeckend mit einer schönen Frucht, reichen jedoch in ihrer Qualität nicht an die ausgezeichneten Rotweine heran. Die meisten Rotweine aus der Bairrada sind sortenrein, während die weißen häufiger Verschnitte sind.
Ein hoher Anteil der weißen Trauben wird zu Schaumweinen verarbeitet, die zwar exquisit sind, aber dennoch nicht den DOC Status erlangen. Trotzdem: Bairrada ist die führende Region unter den Schaumweinherstellern in Portugal. Vor allem die roten Espumantes genießen eine ganz besondere Aufmerksamkeit und Beliebtheit, denn das Zusammenspiel aus Frucht, Tannien und Säure formt ein interessantes und vielseitiges Bouquet.
Die größten Weinhersteller der Bairrada sind die sechs regionalen Genossenschaften: Alianga, Fonseca, Barrocäo, Messias, Säo Joäo, Luis Pato. Außerdem ist auch Sogrape im Bairrada ansässig, dessen wohl berühmtester Wein der Rose Mateus ist.
Über die Autorin
Inara Muradowa ist SEO-Expertin und Corporate Blogger. Neben technischer Suchmaschinenoptimierung und SEO-Beratung steht sie Unternehmen mit Konzeption und Verfassen von professionellen Blogposts tatkräftig zur Seite.