Weine aus Portugal 101: Eine kleine Einführung
Man könnte endlos schwadronieren über die portugiesische Weinkultur, die Vielfalt der Reben, des Geschmacks und des wunderbaren Essens. Über 200 Rebsorten gibt es inzwischen auf der portugiesischen Weinpalette.
Mit diesem Artikel präsentieren wir eine kleine Einführung in die schöne Welt der Weine aus Portugal, mit einer Vorstellung ausgewählter roter und weißer Rebsorten und des portugiesischen Klimas, das Portugals Weinen ihren unvergesslichen Geschmack schenkt.
Portugals edler Tropfen
In Gedanken an portugiesische Weine, kommt den meisten sofort der Portwein in den Sinn, der wohl berühmteste Wein aus Portugal. Doch Portwein ist nur einer von vielen feinen Weinen, die Portugal hervorbringt.
Die Insel von Madeira ist ein bezauberndes portugiesisches Reiseziel an der atlantischen Küste und hat einen großen, gehaltvollen Wein, den Madeira Wein.
Historiker behaupten, dies sei der Wein, mit dem die amerikanischen Delegierten des Kontinentalkongresses genüsslich angestoßen haben, um die Unabhängigkeitserklärung von 1776 zu feiern.
Weltberühmte Begleiter
Tatsächlich waren portugiesische Weine ein ständiger Begleiter von großen historischen Wendungen, geschlürft von führenden Persönlichkeiten, doch mit viel mehr Diskretion und Demut als ihre französischen und italienischen Pendants.
So hat beispielsweise ein Journalist den berühmten Musiker Jimi Hendrix gefragt, ob er gewusst hat, dass er auf dem Foto mit der Mateus Flasche in der Hand tatsächlich einen portugiesischen Rosé genießt.
Britische Einflüsse in Portugal
Die Portugiesen haben den Briten und ihrer Vorliebe für Wein viel zu verdanken.
Der Handelsvertrag von Methuen zwischen Portugal und England, der 1703 unterzeichnet wurde, erlaubte den Portugiesen englische Textilien einzukaufen, im Gegenzug konnten die Briten portugiesischen Wein zu günstigeren Preisen einkaufen.
Durch das Abkommen und die damit verbundenen steigenden Exporte, erlebte besonders Nordportugal mit der Portweinproduktion einen Wirtschaftsboom und setzte den Meilenstein für die in 1756 erste demarkierte Weinbauregion der Welt im Alto Douro. Diese gehört seit 2001 zum UNESCO-Welterbe.
Die Vielfalt der Weine aus Portugal
Da wir nun festgestellt haben, dass Portugal einen wohlverdienten Platz in der Welt der Weine hat, schauen wir uns jetzt die unterschiedlichen Sorten des portugiesischen Weins genauer an.
Hier stellen wir einige Hauptrebsorten mit ihren Charakteristika und Klimavorlieben vor, die für die Produktion der beliebtesten portugiesischen Weine verwendet werden.
Rote Rebsorten Portugals
Alfrocheiro:
Diese Sorte wird meist in Alentejo kultiviert und ist die wichtigste Rebsorte im Anbaugebiet Dão. Diese Traube passt sich dem Klima des Landes wunderbar an und erfreut sich in aktuellen Anbaugebieten immer mehr großer Beliebtheit.
Die Alfrocheiro-Traube hat eine intensive rote Farbe, weshalb sie als Verschnittpartner in vielen Weinen dient. In reinsortige Alfrocheiros entfaltet sich ein reichhaltiges Bouquet von roten Früchten und wilden, floralen Noten. Im Hinblick auf die Tanninen, Alkohol und Säuregehalt ist diese Rebsorte sehr ausbalanciert.
Aragonez:
Die Aragonez-Traube wird in den Regionen Alentejo, Dão und Douro angebaut. Aragonez wird auch Tinta Roriz, Tinto de Santiago oder Tempranillo genannt, wobei die letzte Sorte aus Spanien stammt, jedoch identisch mit Aragonez ist.
Die Traube genießt in Portugal so einige Berühmtheit, da sie ein wichtiger Bestandteil des beliebten Portweins ist. So hat sie in den letzten Jahren auch die Regionen um Tejo und Lisboa für sich erobern können.
Wie bei den meisten Rebsorten, hängt ihr Geschmack stark von dem Klima ab. So sind die Aromen in kühleren Gefilden von Johannisbeeren, Himbeeren und Kirschen geprägt, während wärmere Temperaturen Noten von Pflaumen und Gewürzen entfalten.
Die Reben sind ausgesprochen anpassungsfähig, bevorzugen jedoch trockenes Klima und lehmige Böden. Aragonez wird gerne als Cuvée-Begleiter für Rebsorten wie Touriga Nacional, Touriga Franca und Tinta Amarela herangezogen.
Baga:
Wird hauptsächlich in der Bairrada angebaut mit einem Gesamtanbau von 90%. Aber auch in anderen Landesteilen der Beiras findet man diese Traube, so zum Beispiel auch in Dão. Die Schale der Baga-Trauben ist dick, was den hohen Tanningehalt erklärt.
Die Baga braucht Lehmböden, die mit viel Sonnenlicht versorgt werden. Die Traube reift nämlich ziemlich spät, weshalb kühle und feuchte Perioden ungünstig sind.
In jungen Jahren ist der Baga-Wein eher adstringierend (im Mund zieht sich alles zusammen, was häufig mit einem bitteren Gefühl verwechselt wird), doch im Alter gewinnt der Wein an Eleganz und entfaltet eine tanninreiche, saure Struktur mit Aromen von Beeren und Pflaumen sowie subtilen Noten von Kaffee, Heu und Rauch.
Bei guter Lagerung entwickeln sich Aromen von Kräutern, Zedern und Trockenobst.
Castelão:
Eine portugiesische Rebsorte südlichen Ursprungs mit sehr alten Wurzeln, die bis ins Jahr 1531 zurückgehen, was Castelão zur ältesten Rebsorte Portugals macht. Die Traube wird in Regionen wie Tejo, Lisboa, Alentejo und Peninsula de Sétubal kultiviert.
Die Reben mögen sandige Böden und warme, trockene Gefilde. Das schaffen vor allem die Weinbaugebiete in der DOC Palmela auf der Halbinsel Sétubal, dort wird die Sorte als Periquita bezeichnet.
Die Weine haben einen starken säuregehalt, sind reich an Tanninen und weisen Aromen von roten Johannisbeeren und getrockneten Pflaumen auf, die fruchtig-würzig schmecken. Das Wachsen auf den sandigen Böden verleiht den dickschaligen Beeren ihre dunkle Farbe und eine gute Statur, womit sie sich auch für den Ausbau im Barrique bewährt haben.
Die Produktion von kalkhaltigen Böden dagegen begünstigen die Produktion der Säure. Diese Weine sollten daher jung getrunken werden.
Tinta Barroca:
Diese Rebsorte wird im Douro Tal angebaut und ist eine der sechs wichtigsten Rebsorten, die für die Produktion von Portwein zugelassen sind. Die Traube reift früh aus und bringt eine reiche Ernte. Das Alter der Weinrebe führt bis ins 19. Jahrhundert zurück.
Mit Tinta Barroca werden meist aufgespritete Weine hergestellt. Diese sind fruchtig, samtig und körperreich im Geschmack mit Noten von Kirsche, Brombeere und Konfitüre sowie einem stärkeren Alkoholgehalt.
Tinto Cão (Tinto Ciao):
Diese alte portugiesische Rebsorte ist mindestens seit dem 17. Jahrhundert im Weingeschäft. Sie wird von nur wenigen Weinbauern angebaut, da sie nicht so ertragreich ist wie andere Trauben. Doch sie hat ein kräftiges und würziges Aroma, sodass sie wieder ein Comeback erlebt.
Außerdem zählt sie zu den sechs wichtigsten Rebsorten des Portweins und wird insbesondere für die raffinierten Vintage-Portweine verwendet.
Der Säuregehalt ist relativ niedrig und der Geschmack zeugt von fruchtig-floralen Noten, roter Johannisbeere und Geschmeidigkeit.
Touriga Franca:
Diese Traube wird im Douro-Tal am häufigsten angebaut. Kein Wunder, denn aufgrund ihrer Resistenz gegen Schädlinge, ist sie ausgesprochen beliebt.
Die Rebsorte ist auch eine der großen Sechs der Portweintrauben und ist ebenfalls wichtiger Bestandteil von roten Douro-Blends (Weinkombination aus roten portugiesischen Trauben).
Die Weine auf Basis der Touriga Franca sind elegant mit feinen, festen Tanninen, Frucht und Farbe. Diese Tannine unterstützen das Alterungspotential der portugiesischen Blends. Die Aromen erinnern an Cassis, schwarze Kirschen und Brombeeren.
Touriga Nacional:
Diese Traube ist eine der besten Trauben Portugals und steht zurecht in der Weltrangliste auf dem Treppchen neben Weltberühmtheiten wie Cabernet Sauvignon und Pinot Noir.
Ihren Start feierte sie im Norden des Landes, ob im Dão oder in Douro ist nicht ganz klar, doch inzwischen ist sie überall. Von der Algarve bis nach Tejo und selbst in der Bairrada Region konkurriert sie mit Baga.
Ihre kräftige Farbe sowie die intensiven Tannine verdankt sie der dicken Schale, woraus sich ein vielversprechendes Alterungspotential ergibt.
Sowohl im reinen Zustand als auch als Cuvée oder in kleinen Eichenfässchen ist diese feine Rebsorte ein Genuss.
Tinta Amarela:
Die Traube wird in Alentejo auch Trincadeira genannt, während der Name Tinta Amarela aus Douro stammt.
Diese Rebsorte produziert hochwertige Weine mit einem hohen Säuregehalt und aktiven Himbeeraromen, durchzogen von kräuterigen und blumigen Noten sowie frischem Pfeffer.
Doch der Anbau dieser Traube ist gar nicht mal so leicht. Das große Blattwerk muss stets zurückgeschnitten werden, damit die Traube keine Verluste im Geschmack erleidet.
Auch ist sie anfällig für Fäulnis, fühlt sich darum besonders wohl im warmen Klima von Alentejo und Tejo. Tatsächlich wird die Traube aber überall in Portugal kultiviert.
Weiße Rebsorten Portugals
Alvarinho:
Diese Rebsorte stammt aus dem Norden Portugals und ist eine der ersten Rebsorten, die sortenrein verarbeitet worden ist. Sie wächst entlang des Minho Flusses in der Vinho Verde Region und gilt als der Riesling der iberischen Halbinsel.
Die Weißweine aus Alvarinho duften sehr subtil, sind vollmundig, kräftig mit einem höheren Alkoholgehalt. Die Rebstöcke sind eher klein und die Trauben kernig, was sie für das atlantische Klima sehr robust macht.
Diese Weine haben einen hohen Säuregehalt und Aromen von grünem Apfel, Zitronengras, Minze und Alpenrose.
Auch in Spanien erfreut sich die Rebsorte großer Beliebtheit, insbesondere in der Region Rías Baixas haben die Weine eine fruchtige Schärfe.
Arinto:
Die Traube wird in Vinho Verde Regionen auch Pedernã genannt oder Arinto de Bucelas und ist eine der ältesten Rebsorten in Portugal, die bereits 1712 schriftlich erwähnt wird. Dem Namen zu urteilen, stammt diese Traube wahrscheinlich aus Bucelas, das nördlich von Lissabon liegt.
Die Reben passen sich unterschiedlichen Klimabedingungen an und reifen spät. Die meist helle Traube ist unter "Arinto Roxo" auch bekannt als eine mutierte Beere, die purpurfarben ist.
Die Säure wird auch im warmen Klima gut konserviert mit lebendigen Aromen von Grapefruit, frischen Äpfeln und Zitrus. Wegen des hohen Säuregehalt wird die Traube auch häufig zur Produktion von Schaumweinen verwendet.
Fernão Pires:
Eine im Norden eingesessene, alte Rebsorte Portugals. Schriftlich lässt sie sich auf das 18. Jahrhundert zurückdatieren, doch ist sie vermutlich noch älter. Diese Traube wird in Portugal am meisten von allen Rebsorten angebaut, insbesondere in Tejo, Lisboa und Bairrada.
Die Fernão Pires treibt und reift sehr früh, ist wasserempfindlich und muss zeitlich genau geerntet werden, da sie zum Ende des Reifungsprozesses ihre Säure abbaut.
Die Weine auf Basis von Farnão Pires mangeln an Frische und oxidieren schnell, sollten daher eher im jungen Alter getrunken werden.
Geschmacklich sind die Weine sehr fruchtig mit Aromen von Zitronen, Orangen, Mandarinen und Blumen wie Rosen sowie Lindenblüten, und gleichzeitig sehr rund und weich.
Encruzado:
Eine exklusive Traube aus der Region Dão, die eine der besten Weißweine hervorbringt. Diese Produktion ist von höchster Qualität und die Weine haben ein gutes Reife- und Alterungspotential sowie eine kräftige Struktur.
Es ist eine ziemlich krankheitsresistente Rebsorte, die gute Erträge bringt. Bei einer Lagerung im Keller muss jedoch viel Pflege betrieben werden, da sie zur Oxidation neigt, was das Aroma gefährden würde.
Auch der Ausbau im neuen Holz ist mit der Encruzado bei richtiger Behandlung eine geschmacks- und strukturstärkende Methode.
Die Weine sind zart mineralisch mit einer eher strohigen Farbe. Der Geschmack erinnert an grüne Paprika, Veilchen, Rosenblätter, Harz, Haselnuss und Limetten.
Loureiro:
Diese Traube ist wahrscheinlich sehr alter Abstammung aus dem Lima-Tal an der nördlichen Küste Portugals. Sie wird meistens in der Region Vinho Verde kultiviert. Der Name Loureiro deutet auf das intensive Aroma von Lorbeeren und Lorbeerblüten.
Die Aromen dieser Rebsorte sind so stark, dass sie daher häufig mit den Sorten Treixadura und Arinto de Bucelas gemischt werden, um einen frischeren und leichten, fruchtigen Weißwein zu bekommen: den Vinho Verde.
Geschmacklich fallen einem Aromen von Pfirsichen, Orangen und grünem Apfel auf mit hervorstechender Säure.
Trajadura:
Diese Rebe kommt im Norden Portugals in Minho vor, ist aber auch in Galicien (Nordwesten Spaniens) unter dem Namen Treixadura bekannt. Ihre Wurzeln sind jedoch wahrscheinlich portugiesisch, die dann nach Spanien gelangten.
Die Trauben haben eine dünne Schale bei mittelgroßen Beeren, die früh reifen. Sie gehört zu den Sorten der Cuvée Vinho Verde, hat wenig Säure, dafür aber viel Frucht. So schmecken die Weine nach frischen Äpfeln, Birnen, Pfirsichen und Aprikosen.
Als Verschnittpartner findet man die Trajadura zusammen mit Albariño und Loureiro in Rías Baixas, aber auch in dem galizischen Ribeiro.
Aufgespritete Weine aus Portugal
Das typische für aufgespritete Weine ist, dass Alkohol noch vor dem Gärungsprozess hinzugefügt wird, was den Zucker daran hindert zu Alkohol zu transformieren.
Aufgrund des dadurch entstehenden hohen Zucker- und Alkoholgehalts behalten diese Weine ihre Süße und sind intensiv im Geschmack.
Portwein:
Der aus Porto stammende Port, wird aus verschiedenen roten und weißen Trauben hergestellt und hat zwei untrschiedliche Alterungspotenziale: den Ruby-Typ und den Dawny-Typ.
Die wichtigsten zugelassenen Rebsorten für den Portwein sind: Touriga Nacional, Tinta Barroca, Touriga Francesca, Tinta Roriz, Tinta Amarela und Tinto Cão.
Ruby:
Ruby steht für das englische “Rubin”, was er seiner kräftigen kirschroten Farbe zu verdanken hat, die aus der wenigen Oxidation und Reifung resultiert.
Ruby wird in einem großen Tank gelagert, filtriert und in Flaschen umgefüllt. Das Aroma ist fruchtig und der Vintage Port ist der hochwertigste Portwein, der in den Flaschen reift.
Tawny:
Tawny-Typen lagern auch in Tanks, werden aber dann in Pipes umgefüllt, um schneller zu oxidieren, was den Alterungsprozess beschleunigt.
Der Geschmack erinnert an Trockenfrüchte sowie Nüsse. Die Farbe kann von granatrot bis zu goldfarben sein.
Portugiesischer Schaumwein
Der Vinho espumante heißt die portugiesische Bezeichnung für Schaumwein. Portugal produziert eine Reihe von weißen, roten und rosé Schaumweinen und zwar im ganzen Land.
Doch die besten findet man in Alto Douro (um Lamego), Távora-Varosa und Bairrada. Dabei reflektiert Brut überaus gut die Vielfältigkeit eines guten Qualitätsschaumweins.
Doch wie erkennt man Qualität der portugiesischen Weine? In diesem Artikel über die unterschiedlichen Weinkategorien in Portugal finden Sie es heraus.
Abschließende Worte
Die portugiesische Weinkultur birgt viele Schätze und interessante Geschichten en masse. Folge unserem “Weine aus Portugal”- Blog und lass dich (v)inspirieren.
Über die Autorin
Inara Muradowa ist SEO-Expertin und Corporate Blogger. Neben technischer Suchmaschinenoptimierung und SEO-Beratung steht sie Unternehmen mit Konzeption und Verfassen von professionellen Blogposts tatkräftig zur Seite.