Ode an den Roquefort
Ich weiss, das klingt immer komisch, aber es ist schon seit frühster Kindheit so: Roquefort ist mein absoluter Lieblingskäse – die Liebe meines Lebens, wenn es um Käse geht.
Ich esse ihn am liebsten pur, wenn ich gerade mal wieder einen Salz- und Geschmackskick brauche – denn ja, er ist unglaublich aromatisch und wahrscheinlich nichts für alle, die sich in Sachen Blau nur vorsichtig an Pasta mit Gorgonzola-Sahnesauce wagen … Wenn ich nicht allein oder unter meinesgleichen bin und es daher etwas zivilisierter zugehen muss, schmiere ich ihn mir ausnahmsweise auch aufs Brot. Dann am besten mit einer Schicht mild-gesalzener Rohmilchbutter darunter.
Das schöne an Roquefort: er überzeugt nicht nur geschmacklich, sondern ist auch was für's Herz. Seine Entstehung haben wir nämlich angeblich einer Liebesgeschichte zu verdanken. Und die geht so: Es war einmal ein junger Schafhirte. Der war gerade mit seiner Herde in den Bergen um das südfranzösische Dorf Roquefort sur Soulzon im Süden Frankreichs unterwegs. Da erblickte er weiter unten im Tal eine holde Maid, die des Weges entlang kam. Wahrscheinlich war sie auf dem Weg zu ihrer Großmutter und hatte Kuchen und Wein in ihrem Weidenkörbchen. Ach nein, das ist ja eine andere Geschichte … Jedenfalls wurde unser Hirte augenblicklich von Amors Pfeil getroffen, ließ seine Herde Herde sein und stieg der Dame nach. Bevor er den Kopf aber gänzlich verlor, verstaute er schnell noch seinen Proviantbeutel mit etwas Roggenbrot und Schafskäse in einer Grotte.
Als er nach Tagen zurückkehrte hatte er furchtbaren Hunger. Wahrscheinlich hatte er sich zuletzt nur von Luft und Liebe ernährt … Also eilte er in die Grotte, wo er sein Proviant zwar vorfand, dies aber in einem erbärmlichen Zustand: Käse und Brot waren über und über mit blauem Schimmel überzogen. Da ja jedes Kind weiss, dass man verschimmeltes Brot nicht essen soll, warf er es schweren Herzens weg, wagte sich jedoch an den Käse. Und dann erging es ihm wie mir: er schmolz dahin und vergaß die Maid. Von nun an war in seinem Herzen nur noch Platz für blaugeschimmelten Schafskäse!
Der blaue Schimmel des Roquefort heißt übrigens genauso wie er: "Penicilium Roqueforti"! Ein schöner Name, nicht wahr?
Wie kann ich nun meinen Geliebten am besten beschreiben? Ein gesunder Teint gehört nicht unbedingt zu seinen Hauptmerkmalen. Stattdessen schimmert er blass-weiß-grün-blau und ist immer ein bisschen schwitzig. Das tut seinem Charme allerdings keinen Abbruch, denn genau so liebe ich ihn. Seine weißen Teile sind schneeweiss (im Gegensatz zum eher gelblichen Bleu d’Auvergne) und sein blauen Anteile sind blau-grün und leicht pelzig. Er ist nussig-buttrig und fein salzig mit einem angenehmen leichten Schafsaroma und seine Konsistenz ist feucht-cremig. Durch seine Streichfähigkeit eignet er sich auch für Schulbrote. Ohne Witz: ich bin mit Roquefort-Broten zur Schule gegangen. Und ich hatte trotzdem Freunde! Nur tauschen wollte mit mir meistens keiner ...
Roquefort darf auf keiner Käseplatte fehlen. Ansonsten passt er ausgezeichnet zu Birne und Walnuss und lässt sich wunderbar mit Süßweinen, wie z.B. mit einem Sauternes paaren. Oder auch, und jetzt wird es richtig edel, mit Portwein, Sherry oder Madeira. Mmmmh …
Der Roquefort hat mindestens 52 % Fett in der Trockenmasse. 100 Gramm enthalten 355 Kilokalorien und 31 Gramm Fett, wovon 20 Gramm gesättigt sind. Wenn wir dann noch die Rohmilchbutter und den Wein in die Gleichung aufnehmen, sprengen wir wahrscheinlich jeden Rahmen. Aber das ist hier glücklicherweise völlig egal. Das Ergebnis meiner Gleichung lautet: 100% Genuss, 100 % Liebe, 100% Glücksgefühl.
In diesem Sinne: bon appétit!
- - -
Den Roquefort aus Schafsrohmilch gibt es bei uns für 3,57€ je 100 Gramm.