Die französisch-portugiesische Wein-Connection - Maître Philippe & Filles

Die französisch-portugiesische Wein-Connection

Noemie Causse

Zwischen den Ländern Frankreich und Portugal bestehen enge Beziehungen und gibt es so einige Parallelen: unter anderem spielt in beiden Ländern Wein und Weinbau eine wichtige Rolle. Nicht nur für das Selbstverständnis seiner Bewohner, sondern auch für Wirtschaft und Tourismus.

Außerdem lebt in Paris die größte Community von Exil-Portugiesen in ganz Europa. Nur die Zahl der Exil-Portugiesen in Brasilien ist naturgemäß und auch proportional höher.

Kein Wunder also, dass wir als Franzosen in Berlin so sehr in Portugal und seine Produkte (Fisch, Wein, Olivenöl …) verliebt sind. Für alle, die sich schon immer ein bisschen über diese Ausrichtung gewundert haben, hier ist die Erklärung :)

Zwei Winzer, die wir persönlich gut kennen und sowohl für ihre Ausnahme-Weine als auch als gute Freunde schätzen, sind Antonio Madeira und Tiago Teles. Beide sind Anfang/Mitte Dreißig und gehören zur Gruppe der „französischen Portugiesen“, denn sie sind zum Teil in Frankreich geboren, sprechen fließend Französisch und leben und arbeiten teilweise in Frankreich, teilweise in Portugal. Entsprechend sind sie von beiden Kulturen geprägt und vereinen sie in sich selbst. Ihre Weine sind ein schöner Ausdruck dieser Verbindung zweier Welten.

Antonio Madeira lebt die meiste Zeit in Paris, steht aber für die Weinregion Dão, die hierzulande noch weit weniger bekannt ist als andere legendäre Regionen, wie z.B. das Alentejo oder die Douro-Region. Hier hat sich lange Zeit niemand wirklich um das Erbe der Region gekümmert: viele der alten Rebsorten wurden vernachlässigt und verschwanden, ebenso wie die Betreiber der Weinberge, die starben oder wegzogen und ihre Weinberge aufgaben. Und dann kam Antonio, der diesen schleichenden Prozess aufhalten und wieder Weine produzieren wollte, wie er sie von den Alten kannte. So sind die Reben seiner Weinberge am Fuße der Serra da Estrela im Schnitt 50 Jahre alt. Einige noch viel älter. Die beste Voraussetzung für Weine mit einem super Lagerpotenzial, die sich durch eine besondere Frische, Würzigkeit und Mineralität auszeichnen – die Widerspiegelung ihres Terroirs. Für diese Art von Weinen ist Antonio zu einer echten Berühmtheit und Referenz avanciert. Was anfangs sperrig und schwierig erschien, ist inzwischen sehr gefragt und findet auch über die Grenzen Portugals und Frankreich hinaus begeisterte Anhänger. So auch uns und viele unserer Kunden.

Wir haben den visionären und progressiven Winzer schon sehr früh, vor über 2 Jahren kennengelernt. 2015 hat er außerdem an unserer Hausmesse, der „Festa Portuguesa“ mitgewirkt. Sein Rotwein "Vinhas Velhas 2013" gehört seitdem zu unserem Stammsortiment.

Er wird aus 75 Jahre alten Reben gewonnen, die auf etwa 500m üNN auf sehr granithaltigem Boden wachsen. Es handelt sich um eine Cuvée aus 75% Baga, Jaen und Tinta Amarela. Die restlichen 25% setzen sich aus Weinen von mehr als 20 fast in Vergessenheit geratenen Rebsorten zusammen. Um nur einige davon zu nennen: Marufo, Tinta Pinheira, Negro Mouro, Tinta Carvalha, Bastardo, Alfrocheiro, Touriga Nacional, Alicante Bouschet. Die Trauben werden komplett manuell geerntet und der Ertrag beträgt nur 20 Hektoliter pro Hektar, was sehr wenig ist.

Der Wein zeigt den Charakter und die Eleganz seiner Herkunft und erinnert an Burgunder, die locker das Doppelte kosten. Er hat eine schöne helle Robe und eine komplexe würzig-harzige und zugleich fruchtige Nase, die an Pinien und leicht angegorenes Kompott von roten Früchten wie Beeren und Kirschen erinnert.

Im Mund hat er richtig viel Power und eine schöne Balance mit klaren Aromen und präsenten aber nicht aggressiven Tanninen. Der Abgang ist lang und mineralisch.

Idealerweise sollte der Vinhas Velhas etwas Zeit zum Atmen haben. Dann ist er ein wunderbarer Begleiter zum Essen, trinkt sich aber auch solo mit viel Freude.

Antonios „Kollege“ Tiago Teles hat lange Zeit über Wein geschrieben, bis er sich den Traum erfüllt hat, selbst seinen eigenen Wein herzustellen. Aufgewachsen ist er in der Gegend von Aveiro, aber geboren wurde er als Sohn portugiesischer Eltern in Paris. Als Tiago drei Jahre alt war, kehrten seine Eltern zurück in die alte Heimat. Ihn zog es allerdings wieder nach Frankreich, und zwar nach Toulouse, wohin er zum Studium der Telekommunikation ging. Sein „Weinverständnis" ist sehr französisch geprägt und Tiago hat viele Winzer-Freunde in Frankreich, besonders im Beaujolais, im Burgund und in der Tourraine. Sein Stil ist ähnlich elegant, fruchtig und leicht. Auf Französisch würde man seine Weine als "vins de soif" bezeichnen, also als "Durstweine".

Sein Wein "Maria da Graça 2015" wurde nicht aus der Signatur-Traube der Bairrada-Region gewonnen, der berühmten Baga-Traube, sondern aus Alfrocheiro, einer weiteren autochthonen Rebsorte, die auf kalk- und lehmhaltigen Boden prächtig gedeiht. Er wird spontan vergoren, in Edelstahltanks ausgebaut und nicht filtriert. Er ist lebendig und frisch und der flüssig gewordene Ausdruck der Region aus der er stammt. Weich und saftig, samtig und fruchtig mit einer angenehm mineralischen Note, gleichzeitig aber auch würzig. Die prädominierenden Aromen sind Pfeffer und Kirsche. Die Tannine sind sanft und verleihen dem Wein Volumen, ohne die Zunge zu beschweren. Der Gesamteindruck ist leicht und doch voll. Zwar trinkt man die Flasche ohne Probleme an einem Abend aus, aber wenn nicht: am nächsten Tag ist er auch immer noch wunderbar. Leicht gekühlt auch im Sommer ein toller Wein, der keine Essensbegleitung braucht, sondern auch solo viel Spaß macht.

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