Auf der Suche nach Alvarinho. Kleine Weinreise durch Nord-Portugal, November 2017
Einen Tag nach der Cheese 2017 bin ich mit meiner Frau für 6 Tage nach Portugal geflogen. Gewissermaßen als letzte Möglichkeit, vor dem Weihnachtsgeschäft einen kleinen Urlaub zu machen und die Batterien noch mal aufzuladen.
Nach unserer Ankunft in Porto haben wir uns in Richtung Norden aufgemacht, genauer gesagt nach Monção und Melgaço im Norden der Region Minho, wo bekanntlich die besten Alvarinhos herkommen. In Monção wohnten wir in einem wunderschönen Solar, die besten Weine aber, entdeckten wir in Melgaço. Die Gegend ist zauberhaft und sehr pittoresk mit vielen kleinen Weinbetrieben, die ihren Wein am Straßenrand verkaufen. Süß, aber nicht das, was wir suchten. Am zweiten Tag schließlich haben wir uns zu einem der zwei berühmtesten Winzer der Region getraut, zur Quinta do Soalheiro. Ich hatte 2015 bereits Kontakt aufgenommen und der Winzer konnte sich sogar noch an uns erinnern, was natürlich perfekt war.
Wir durften den Keller besichtigen und die Weinen probieren und verstanden sofort, weshalb der Alvarinho aus Melgaço so berühmt ist. Er ist einfach sehr gut und der Preis ist unschlagbar. Ein Grund mehr, zwei Weine der Quinta nun auch bei uns anzubieten.
Am Mittwoch fuhren wir runter ins Douro-Tal, in Richtung Pinhão. Einer spontanen Eingebung folgend, besuchten wir unterwegs Nuno und Antonio. Die beiden "Garage Winemakers" sind die Gründer eines kleinen Projekts, wie es sie in Portugal zu hunderten gibt. Seit 2015 produzieren sie den Boina tinto und seit 2016 den Boina branco. Die Weine sind interessant und haben u.a. in Frankreich viel Erfolg, aber wir haben sie bereits letztes Jahr probiert und uns dagegen entschieden, sie in unser Programm aufzunehmen. Uns gefällt der Contraste von Rita Marques von Conceito einfach besser.
Witzigerweise hatten Nuno und Antonio gerade Besuch vom Lieferanten des Vinho Verde "Camaleão", den Sie auch von uns kennen. Die drei sind gute Freunde und helfen sich gegenseitig. Ein wirklich netter Nachmittag!
Am Donnerstag sind wir zu Rita nach Cedovim gefahren. Für die knapp 60 Kilometer brauchten wir über 2 Stunden, da der Weg uns über kleine gewundene Straßen führte, aber das Wetter und die Landschaft waren so schön, dass wir die entschleunigte Reise genossen. Ritas neue Adega, deren Bauarbeiten erst seit Kurzem abgeschlossen sind, ist wirklich beeindruckend: die Kelleranlage ist brandneu und integriert sich perfekt in die Landschaft. Außerdem ist sie komplett energetisch autonom, und zwar das ganze Jahr. Als ersten Wein probierten wir den Contraste rosé und lösten sofort eine Bestellung für die letzte Palette aus. Anschließend probierten wir den Espumante 2014 Brut Natural aus 100% Grünem Veltliner, der wieder ausgezeichnet ist. Als nächste verkosteten wir die verschieden Conceito brancos und tintos und natürlich den Único tinto 2015. Davon haben wir 60 Flaschen bestellt – mehr gab es nicht. Der Único branco ist leider bereits ausverkauft.
Besonders spannend wurde es, also wir mit Rita und Manuel eine Reserva-Qualität exklusiv für uns aussuchten. Unsere Auswahl fiel auf 2 Barriques aus dem Jahrgang 2016. Der Wein wird im April 2018 für uns abgefüllt, und zwar als Sonder-Serie von nur 600 Flaschen!
Ansonsten haben Rita, Manuel und Ritas Mann Luís ein neues Projekt an den Start gebracht: sie machen zwei "Naturweine", einen roten und einen weißen, aus Trauben von ganz alten in Vergessenheit geratenen Weinbergen aus einer Region zwischen dem Douro und dem Dão. Die Weinen aus diesem Projekt tragen den klingenden Namen "Ontem", portugiesischen für "Gestern". Wir probierten sie beim Mittagessen mit der ganzen Familie. Es gab selbstgemachte Blutwürste und Kohleintopf. Die Weine passten ausgezeichnet zu diesem urwüchsigen Essen und wir finden sie sehr interessant. Mal sehen, ob wir welche importieren werden.
Satt und glücklich verließen wir Rita und ihr Team wieder und machten uns auf in die Region Dão, wo wir müde in die Betten fielen.
Am nächsten Tag besuchten wir Álvaro Castro von der Quinta de Saes und der Quinta da Pellada. Schon früh um 10 begannen wir mit der Weinprobe. Es ist wirklich nicht leicht, dieses Leben ... ;)
Die einfachen Weine sind sehr gut, besonders die roten. Sehr gut hat uns auch sein und unser "Bestseller" gefallen: der Estagio Prolongado 2014, den wir gleich bestellt haben. Aktuell haben wir noch ein paar letzte Flaschen des Jahrgangs 2012.
Nach der Weinprobe machten wir uns auf den Weg nach Matosinhos, der kleinen Hafenstadt nördlich von Porto. Spontan schauten wir bei der Conserveira Pinhais vorbei, wo wir schon öfter abgewiesen wurden. Diesmal aber hatten wir Glück und unsere Hartnäckigkeit zahlte sich aus: der neuer Manager Nuno empfing uns herzlich, führte uns durch die Fabrik und erklärte alles bereitwillig.
Am Abend genehmigten wir uns ein Bier am Strand und genossen den Sonnenuntergang, während wir die vielen Erlebnisse der letzten Tage vor unserem inneren Auge Revue passieren ließen. Jetzt freuen wir uns auf die Lieferung der verschiedenen Weine, die nach und nach eintrudeln werden. Selbstverständlich halten wir Sie auf dem Laufenden!